Richter

Predigthilfe vom 7. Juli 2024 – Richter 2,1-23

Predigtthema laut Textplan: Der Mensch ist untreu – Gott ist treu!

Die Erarbeitung dieser Predigt erfordert etliche Stunden an Vorbereitung. Zu eurer Unterstützung enthält diese Predigthilfe deshalb Hinweise für eure Verkündigung, ersetzt aber nicht euer eigenständiges Erarbeiten des Bibeltextes. Bei der Vorbereitung dieser Predigt suchen wir nach dem, was der Herr über den Predigttext durch uns sagen will, denn wir verkündigen nur die Botschaft, die uns persönlich auf der Basis des Predigttextes aufs Herz gelegt wird. Nur wo der Herr uns das Herz gefüllt hat, da haben wir etwas zu sagen, da nur dann gilt: „Wer euch hört, hört mich“ (Lk 10,16a)!

1. Sehen, was dasteht

1.1 Allgemeine Hinweise zum Predigttext
Nach einigen Johannes-Texten im Juni beginnt im Juli einen neue Textreihe über das Richterbuch, sie beginnt mit diesem Text. Das Aufgreifen von Richter 1 bzw. eine Einführung in die Richterzeit könnte in der Predigt also sinnvoll sein.

1.2 Hilfen zum Verständnis des Predigttextes
Verschiedene Bibelübersetzungen, um mit dem Predigttext vertraut zu werden, findet man z.B. unter www.bibleserver.com.

Der erste Gang sollte immer das Selbststudium sein, sich anhand von verschiedenen Bibelübersetzungen und Studienbibeln eine eigene Vorstellung davon zu erarbeiten, welche geistlichen Wahrheiten der Abschnitt enthält und was Gott im Sinne von 1. Tim 1,5 und 2. Tim 3,16+17 dem Leser bzw. Predigthörer zeigen möchte.

Erst in einer zweiten Phase liest und hört man dann andere Auslegungen (inklusive dieses Predigthilfe). Im Sinne von Apg 17,11 darf man dabei durchaus prüfend lesen, ob die Argumente und Schlussfolgerungen der Autoren wirklich schlüssig und überzeugend sind.

Als Hilfen zur Auslegung empfehle ich jedem Verkündiger, sich folgende Studienbibeln zuzulegen: Elberfelder erklärt, MacArthur (gibt es auch als PDF zum kostenlosen Download), Ryrie, Genfer Studienbibel bzw. Reformations Studienbibel (gute theol. Ergänzung zu den Vorherigen),

Weitere gute Hilfen:

  • Die Thompson-Studienbibel bietet mit ihren Kettenbegriffen direkt neben jedem Vers gute Anregungen, welche Themen in einem Abschnitt enthalten sind, die man dann in der Predigt aufgreifen könnte.
  • Es kann sich auch lohnen, nach dem Selbststudium dann auf sermon-online oder auch Youtube Predigten anderer Verkündiger zum Predigttext zu hören.

2. Verstehen, worum es geht

2.1 Anmerkungen zum Predigttext

In Kapitel 1 zeigen sich gleich von Anfang an die ersten „Schatten“: Gott hilft den Stämmen bei der Eroberung des Landes, aber einige Stämme arrangieren sich mit den Alt-Bewohnern und vertreiben sie nicht wirklich, sondern benutzen sie als Zwangsarbeiter oder können sich auch gar nicht ihnen gegenüber behaupten.

Dies wird dann zu Beginn von Kapitel 2 aufgegriffen:

Abschnitt Vers 1-5:

Vers 2: Auch wenn die hier angesprochene nicht-Erfüllung in Kapitel 1 so nicht ausdrücklich erwähnt wird, so müssen wir doch davon ausgehen, dass Gott zumindest manche Kompromisse in Kapitel 1 als „Bundesschlüsse“ ansieht. Und es ist auch gut vorstellbar, dass Teil mancher „Arrangements“ war, dass man den Völkern zumindest manche Altäre gelassen hat, um sie gefügiger zu halten oder auch deren Prostitutionssystem nutzen zu können. (siehe unten)

Vers 3: Gott nimmt dem Volk die Arbeit nicht ab! Sie müssen selber (die) Hand an(s Schwert)legen. (Gott könnte ja auch alle Heiden durch eine Seuche sterben lassen, aber Israel soll kämpfen!)

Das muss hier noch keine „Prophetie“ sein, sondern könnte zunächst „nur“ die aufgezeigte Konsequenz sein, wenn Israel seine Aufgabe nicht zu Ende bringt.

Vers 4-5: Sie weinen und nennen auch den Ort „Weinende“ und sie opfern sogar – aber was passiert sonst? Ändern sie auch irgendetwas ganz praktisch? (Vgl. 1. Samuel 15,22)

Abschnitt Vers 6-10

Teile des Abschnittes über den Tod Josuas entsprechend Josua 24, 29-31ff

Insofern könnten die Verse 1-10 eine Überschneidung mit dem Josua-Buch sein.

Richter 2, 1-10 vermittelt dabei einen anderen Eindruck als Josua 21, 43-45.

Man könnte die Abschnitte so zusammenbringen, dass Josua eher die Seite der ERFÜLLUNG berichtet und den Fokus darauf legt, dass Israel tatsächlich diese „Ruhe“ in dem Sinne hatte, dass es nicht um das Land dort kämpfen musste. Sie waren prinzipiell akzeptiert und auch meistens in der Vormachtstellung. Und Gott war auch jederzeit bereit, alles für eine solche VOLLKOMMENE Ruhe zu geben. Insofern hat Gott seine Worte und Versprechen erfüllt.

Während Richter 2,1-10 dann eben den Fokus auf ISRAELS VERSÄUMNISSE legt, wo sie die Verheißungen nicht in Anspruch genommen haben.

Vers 7b: Nach 4. Mose 14,29ff sterben in den 40 zusätzlichen Wüstenjahren alle über 20jährigen. Die „Kinder“ – unter 20 – SOLLEN dagegen ausdrücklich in das verheißene Land kommen. Bei der Landnahme sind das dann tatsächlich – abgesehen von Josua und Kaleb – die „Ältesten“, von denen zumindest die „Jungscharler und Teens“ ja tatsächlich alle, die großen Wunder mitbekommen haben und sich auch noch daran erinnern konnten.

Vers 10: Es ist nicht ganz klar, was alles die neue Generation nicht mehr erlebt hat, evtl. bis hin zur Überquerung des Jordans und der Landnahme.

Die wichtigere und drängende Frage ist aber: WIESO „kannten sie den HERRN [grundsätzlich] nicht mehr“? Was war passiert, dass es zu solch einer Distanz gekommen ist? Inwieweit ist das auch bei uns heute (im neuen Bund) eine Gefahr?

Abschnitt Vers 11-23

Vers 11a: Das Fazit als direkte Folge von Vers 10 gleich zu Beginn …

Vers 11b: Das Wissen über die kanaanitische Götterwelt ist nicht sehr ausgeprägt, aber sie scheint der griechisch-römischen ähnlich zu sein: Ein Haupt- oder Obergott („Baal“) und dann andere Götter, die auch als „Baalim“ zusammengefasst werden konnte. Es gab auch Göttinnen, die sich z.B. im Begriff „Ascherim“ im AT widerspiegeln. Eine konkrete Göttin klingt in Vers 13 noch an.

Vers 12: Das Widersinnige ist ja, dass der HERR das Volk befreit und auch die Feinde (und damit auch deren Götter) in Kanaan besiegt hat. Und obwohl Israel mit den schwächeren kanaanitischen Göttern dann Niederlagen und Niedergang erlebt hat, hat es sich doch immer wieder für genau diese entschieden.

Vers 13: Astarot steht im Kern für Astarte, die Ehefrau-Göttin von Baal. In der hier verwendeten Mehrzahl kann es dann auch für die Tempelprostituierten stehen, die zu diesem Kult von Baal und Astarte gehörten.

Vers 14-15: Gottes Reaktion ganz in der Linie der Bundesflüche (5. Mose 28)

Vers 16-19: Der große Kreislauf der Richter wird hier zusammengefasst: Gott half durch die Richter vor den Bedrängern, aber die daraus resultierende Umkehr war nie nachhaltig!

Im Grunde wird ja in dieser Zusammenfassung nicht einmal gesagt, dass Israel wirklich „zum Herrn rief“, es ist eher das Mitleid mit seinem Volk (Vers 18): Es ist das Leid an sich, das Gottes Herz (schon) erweicht und nicht (erst) der wirkliche Hilfeschrei.

Vers 20-23: Eine erste Konsequenz ist, dass Gott die Fremdvölker in Israel nicht mehr vertreibt. Die Israeliten „wollen“ sich offenbar mit ihnen arrangieren, dann lässt Gott das auch so geschehen. Inwieweit hier gerade das Thema Sexualität ein „Zugpferd“ war, ist nicht klar zu sagen. (Die Tempelprostitution war in allen antiken Religionen (außer dem Judentum) selbstverständlich und stark ausgeprägt und eine einfache Form der Lustbefriedigung). Aber das „Nachhuren“ (Vers 17) hatte eben nie nur eine geistliche Ebene, sondern auch eine ganz körperliche. Man könnte auch annehmen: „Sie wollten die Möglichkeit der Hurerei und der Götzendienst ermöglichte sie“. Und es zieht sich ja bis heute durch, dass die sexuellen Begierden des natürlichen Menschen mit dem Ethos des dreieinigen (biblischen) Gottes nicht vereinbar sind.

2.2 Hinweise für situative Überlegungen

Jahreszeitlich hat der Gottesdienst keine Besonderheiten, es ist ein normaler „sommerlicher“ Gottesdienst. Die grundsätzliche geistliche Situation ähnelt stark der Richterzeit: Man lebt in einer Vermischungssituation mit einer heidnischen Umwelt und ist herausgefordert, ihren Versuchungen zu widerstehen.

2.3 Hinweise für hermeneutische Überlegungen

Wir sind wieder im Alten Testament in einer Zeit, in der Gott direkt richtet bzw. straft.

Es muss sauber auf unseren Neuen Bund übertragen werden, was wir davon lernen können, was sich aber evtl. auch geändert hat bzw. wie es uns zu Jesus führt.

Außerdem berührt dieses Kapitel zwei Bünde: Den mit den Vätern und dem Landversprechen und den vom Sinai. Das Kapitel steht unter den Bundesbedingungen des Sinai-Bundes, konkret unter 5. Mose 28. Was sind unsere heutigen Bundes-Bedingungen im Jesus-Bund?

Bei AT-Texten ist deshalb auch immer eine wichtige Frage: Wie führt dieser Abschnitt zu Jesus? Wie bereitet er Jesu Kommen vor? 

2.4 Hinweise für homiletische Überlegungen

Nach 1. Tim 1,5 ist das Ziel der Predigt „die Liebe“ (zu Gott, dem Nächsten bis hin zum Feind) Eine wichtige Frage ist also: Wie kann dieser Abschnitt diese Liebe in uns fördern?

Und welche evangelistischen Ansätze finden sich in diesem Abschnitt, um zu zeigen, wie Gott heute handelt.

Da es sehr viel gibt, was man alles zu diesem Abschnitt sagen könnte, muss sich der Verkündiger gut überlegen, was er tatsächlich alles ansprechen möchte und inwieweit er evtl. wirklich nur einen Auszug herausnimmt für die Predigt und inwieweit er einen evangelistischen oder Gemeinde-zurüstenden Schwerpunkt legt.

Für den folgenden konkreten Predigtvorschlag wird die Entscheidung getroffen nur Vers 11-23 als Predigttext zu nehmen, weil er das Wesen des Richterbuches treffend auf den Punkt bringt. Alles andere (Richter 1,1-2,10) wird in einer Hinführung zum Richterbuch zusammengefasst.

3. Sagen, wo es hingeht

3.1 Predigtziel – warum halte ich diese Predigt?

Für diese Predigthilfe wird der Ansatz gewählt, dass die Predigt tatsächlich einordnen soll, wie uns dieser Abschnitt zu Christus führt. Dazu soll das Wesen des Menschen und das Wesen Gottes aufgezeigt werden, das in einen Konflikt führt, der „nach einer Lösung in Christus schreit“. Das hat eine evangelistische Seite, aber hoffentlich auch eine ermutigende Seite für Christen, die merken, dass sie im Herzen nicht viel besser sind als die Israeliten!

3.2 Predigtthema – was sage ich in dieser Predigt?

Als Predigtthema könnte man deshalb nehmen „(Wir) Menschen brauchen dringend Jesus“ oder etwas persönlicher, konkreter und offener: „Du brauchst Rettung/Erlösung/Hilfe!“

3.3 Predigtentfaltung – wie sage ich es in dieser Predigt?

Einführung in die Zeit vor Jesus, mit der Gott das große Ziel verfolgt, uns auf Jesus vorzubereiten, und uns zu zeigen, dass wir Jesus brauchen!

Dazu ist die sogenannte „Richterzeit“ besonders gut geeignet, weil sie unserer Zeit ähnelt. -> Geschichtliche Hinführung zur Richterzeit mit Aufgreifen von Richter 1,1-2,10.

Und was passiert nun in der Richterzeit?  -> TEXTLESUNG (Richter 2,11-23)

Letztlich zeigt uns dieser Abschnitt einige ewige Grundwahrheiten, die uns zu dem Punkt führen: „Du brauchst Rettung!“ (Es fühlt sich nicht so an, aber es ist so!

1. Gott liebt Gerechtigkeit

[Dieser Punkt wird bewusst an den Anfang gestellt, weil im Abschnitt vom „Zorn Gottes“ (Vers 20) geredet wird, mit dem heute auch viele Gläubige ein Problem haben. Deshalb soll dieser Punkt direkt angesprochen werden: Das Ziel wäre zu erkennen, dass Gottes Zorn etwas Gutes ist, denn er zeigt, dass ihm Schuld und Opfer von Unrecht nicht egal sind!]

Psalm 33,5

Gott will das Gute für uns Menschen! (siehe auch Paradies / Off 21-22) Er will, dass niemand zu Schaden kommt (siehe Gebote)

Und (deshalb) reagiert er letztlich auf UN-Gerechtigkeit nicht anders als wir (außer wenn wir selbst ungerecht sind): Wir werden zornig. Manchmal kennen wir die Opfer gar nicht persönlich und sind doch zornig über die Tat oder z.B. auch eine zu milde Strafe!

Und das System der Tempelprostitution HAT zu großen menschlichen Opfern geführt! (Und auch wenn es in Richter 2 nicht erwähnt wird, waren z.B. Opfer von Kindern für die Götter in der regionalen Kultur auch üblich! Das spiegelt sich z.B. in 3. Mose 20,1ff wider.) Wieso sollte Gott darüber NICHT zornig sein?

Aber Gott ist auch zornig, weil bzw. wenn es gegen IHN selber geht:

Vers 12a – ER hat das Volk befreit, hatte das Volk geschaffen, hat es gesegnet, hat die anderen Völker und Götter besiegt.

Und doch entscheidet sich das Volk Israel gegen ihn und für die schwächeren Götter – was für eine Beleidigung und was für eine Ungerechtigkeit: Da wird jemand mit Wohltaten überschüttet und er nimmt es und dreht dem Schenker den Rücken zu! (Wie würden wir denn darauf reagieren?) – und was denkts du eigentlich woher dein Gutes kommt, dass du erlebst?

2. Gott ist dabei durchaus geduldig

Allein diese Richterzeit zieht sich ja dann über 400 Jahre, dass er seinem Volk doch immer wieder hilft, obwohl er weiß, dass es ihn wieder verlassen wird.

Vers 18b – Es ist allein schon das Leid SEINES Volkes, dass IHN wieder helfen lässt. Es ruft noch nicht einmal wirklich nach ihm!

3. Gott akzeptiert die Entscheidung des Menschen

Vers 20-23: Das Volk kämpft nicht, es hat nur (kurz) geweint (2,1-5), dann kämpft Gott auch nicht.

4. Der Mensch ist (tendenziell) gottlos

  • Er vergisst Gott. (2,10.19)
  • Er verlässt Gottes Verheißungen (Vers 12) und erlebt die Ruhe (Jos 21,43ff) nicht in seiner vollen Verheißung.
  • Er will lieber die „Hurerei“ (2,17) als Gottes geheiligte Sexualität.
  • Er bereut vielleicht manchmal (kurz), ist vielleicht sogar zu einem (einmaligen) „Opfer“ bereit (kleine „Wiedergutmachung“), aber kriegt sein Handeln doch nicht wirklich verändert. (2,4-5)
  • Er erkennt nicht oder ignoriert, dass das Leben mit Gott für alle Beteiligten letztlich besser ist als das „kurze Vergnügen“, für das man sich oft von Gott abwendet.

-> Sind wir so anders?
Die Sünde des Menschen aufzeigen, evtl. auch in einem persönlichen Zeugnis diese „Tendenz zur Gottlosigkeit“ bekennen.

Aufzeigen, wo die Punkte unter 4. in unserem Leben geschehen.

Das ist „Sünde“ und das trennt uns von Gott!

Und dieser Abschnitt, das komplette Richterbuch und letztlich die ganze Bibel zeigt, dass das unser Wesen als Mensch ist und wir uns da nicht ändern werden!

-> Römer 6,23: beide Teile erklären und zu Jesus Christus hinführen.

(a) Menschen ansprechen, die Jesus noch nicht kennen, sie zur Umkehr aufrufen, noch einmal an die offenkundige Sünde erinnern.

(b) Christen ansprechen, dass die Tat von Jesus unser ganzes Leben lang gilt und hilft. Wenn wir merken, dass wir uns nicht wirklich verändern, dürfen wir dennoch wissen, dass wir ewige Vergebung in Christus haben.

(Das hat dann auch das Potential, dass wir Jesus wieder mehr lieben!)

Mögliche Veranschaulichung:
Evtl. könnte man einen Rettungsring von Anfang an dabei haben und fragen inwieweit man den jetzt gerade braucht oder nicht.
Evtl. auch Medikamente oder Vitaminpräparate oder sowas.
-> Manchmal haben wir ein Problem und wissen gar nicht, dass wir Rettung brauchen.

(Mirko Lau)